Reisen mit Komfort

Plakatausstellung Wengen

Poster 7 - 13

Seit dem ersten Plakatwettbewerb der SBB im Jahr 1903 brachten in der Schweiz tätige Künstler und Gestalter wie Cardinaux, Reckziegel, Burger, Matter und Wirth ihre eigenen Persönlichkeiten und kreativen Vorlieben in die Plakataufträge ein. Das internationale Image der Schweiz und ihr Ruf als Innovatorin dieses Mediums gehen auf viele dieser stilistischen Erneuerer zurück.

Während sich die ersten Tourismusplakate auf die Bequemlichkeit des Reisens von einem charmanten Schweizer Dorf zum nächsten konzentrierten (gut repräsentiert durch den konservativen Stil der Belle Époque), fokussierte sich die nächste Generation von Reiseplakaten mit zunehmender Erreichbarkeit der höheren Lagen - durch Züge, Lifte und Seilbahnen - auf die Freuden und Aktivitäten, die die einzelnen Reiseziele boten. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich der Transport auf die Erschwinglichkeit und begann auf den heimischen Markt abzuzielen.

In den meisten Fällen ist das eigentliche Transportmittel nicht zu sehen (der Name des Transportunternehmens erscheint nur im Text des Titels), so dass die Reisenden scheinbar allein in der tückischen Umgebung sind, was impliziert, dass das Abenteuer in der Höhe nun für alle erreichbar ist.

Parallel zu den genialen Entwicklungen im Transportwesen erlangte auch ein neuer, innovativer Schweizer Plakatstil internationale Anerkennung. Das Werk des Künstlers Ferdinand Hodler (1853 -1918) wird oft als einflussreich für diese Entwicklung genannt. Hodlers Werk - beeinflusst von den flächigen Kompositionen japanischer Drucke - verwendet überraschende modernistische Farbkombinationen, radikal reduzierte Bilder und eine fast kalligraphische Handhabung der Umrisse. Der Umgang mit der menschlichen Figur im Rahmen des Plakats war ebenfalls eine Innovation dieser Epoche, da die Protagonisten in Kompositionen platziert wurden, in denen die Natur die Regel und der Mensch die Ausnahme war. Auf einigen Plakaten wird die menschliche Figur so winzig, dass die Personen nicht sofort erkennbar sind. Wichtig für die Schweiz ist, dass Hodlers Werk das internationale Image der Schweiz wie kein anderer Maler prägen sollte.

Mit der Verbreitung der Fotografie, die der handgemalten Illustration Konkurrenz machte, wurde die Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ) zu einem der ersten Anwender der neuen Technik. Herbert Matter machte sich schon früh mit seinen ersten surrealistischen Fotomontagen einen Namen.

In den 1920er und 1930er Jahren verstärkten die Fluggesellschaften die Alpenwerbung, indem sie Verbindungen von europäischen Städten in die Schweiz mit Bildern von schneebedeckten Gipfeln in den Mittelpunkt stellten und so das Bild der Schweizer Berge als Symbol der nationalen Identität stärkten.

Poster 7: Alpia Sport

1907
Künstler: Anton Reckziegel (A, 1865-1936)
Titel: Wengernalp- und Jungfraubahn,  
Im Auftrag von: Wengernalp- und Jungfraubahn
Druck: Lith. Kunstanstalt Hubacher, Bern
112 x 72 cm

Das Jahr 1905 läutet eine neue Ära im Schaffen von Recksziegel ein. Die Jugendstilornamente und Montagen seiner Plakate aus früheren Jahren sind verschwunden und werden durch klare Einzelerzählungen ersetzt. In diesem Fall hat Reckziegel eines der wenigen Bahnplakate gestaltet, das sich mit dem Bergsteigen beschäftigt. Mit der Eröffnung der Jungfraubahn-Stationen oberhalb der Kleinen Scheidegg am Eigergletscher (1898) und am Eismeer (1905), wird den Alpinisten die Möglichkeit gegeben, ihre Touren in höheren Lagen zu beginnen. Eine Seilschaft steigt zur Guggihütte – mit Blick auf das Silberhorn und die Jungfrau – auf.

Die Wengernalpbahn ist die längste durchgehende Zahnradbahn in der Jungfrauregion und verbindet Lauterbrunnen und Grindelwald mit der Kleinen Scheidegg. Sie wurde im Jahr 1893 eröffnet.

Informationen zum Künstler:
Anton Reckziegel wurde 1865 in Gablonz (heute Jablonec, Tschechische Republik) geboren und arbeitete in der Schweiz. Er gilt als einer der größten Reiseplakatgestalter der Schweizer «la Belle Époque».  Er ließ sich in Gablonz und an der Akademie in Graz zum Landschaftsmaler ausbilden und arbeitete anschließend zwei Jahre lang als Kartograph in Wien. Ab 1892 arbeitete er in der Schweiz, zunächst für eine Plakatfirma in Aarau und dann für eine Druckerei in Bern. Reckziegels Plakate sollten ein Jahrzehnt lang die Schweizer Tourismusplakate prägen. Im Jahr 1912 zog er nach Mödling in Österreich und arbeitete dort weiterhin als Landschaftsmaler.

Poster 8: Alpia Sport

1910
Künstler: Anton Reckziegel (A, 1865-1936)
Titel: Jungfraubahn          
Im Auftrag von: Jungfraubahn, Interlaken    
Druck: Lith. Kunstanstalt Hubacher, Bern
125 x 83 cm

Als die Jungfraubahn immer höher Richtung Jungfrau hinauffuhr (Kleine Scheidegg-Eigergletscher,

19. September 1898; Eigergletscher-Rotstock, 2. August 1899; Rotstock-Eigerwand, 28. Juni 1903; Eigerwand-Eismeer, 25. Juli 1905; Kleine Scheidegg- Jungfraujoch, 1. August 1912), sollte auch die Werbung für die Zugänglichkeit dieser Errungenschaften folgen.

Dieses bemerkenswerte Gletscher- und Bergplakat aus dem Jahr 1910 erinnert an das Gemälde «Der Untere Grindelwaldgletscher mit Lütschine und dem Mettenberg» (1774) von Caspar Wolf. Mit seiner naturalistischen, klassischen Darstellung der Gletscher, zeigt er, das die Gletscher von den Bahnhöfen aus in kurzer Entfernung erreichbar sind. Kein anderer Ort musste auf diesem Plakat erscheinen, um die Besucher zu einem Besuch dieses Schweizer Phänomens zu bewegen.

Auch hier sind weder Protagonisten noch Züge zu sehen, was den Eindruck erweckt, dass der Besucher diesen einzigartigen Zugang zu den Wundern der Natur in der Einsamkeit genießen wird.

Informationen zum Künstler:
Anton Reckziegel wurde 1865 in Gablonz (heute Jablonec, Tschechische Republik) geboren und arbeitete in der Schweiz. Er gilt als einer der größten Reiseplakatgestalter der Schweizer «la Belle Époque».  Er ließ sich in Gablonz und an der Akademie in Graz zum Landschaftsmaler ausbilden und arbeitete anschließend zwei Jahre lang als Kartograph in Wien. Ab 1892 arbeitete er in der Schweiz, zunächst für eine Plakatfirma in Aarau und dann für eine Druckerei in Bern. Reckziegels Plakate sollten ein Jahrzehnt lang die Schweizer Tourismusplakate prägen. Im Jahr 1912 zog er nach Mödling in Österreich und arbeitete dort weiterhin als Landschaftsmaler.

Poster 9: Bijouterie Silberhorn

1911
Künstler: Emil Cardinaux (CH, 1877-1936)
Titel: Jungfrau-Bahn
Im Auftrag von: Jungfraubahnen, Interlaken
Druck: Graphische Anstalt J.E. Wolfensberger, Zürich
123,5 x 91,5 cm

Dieses Plakat aus dem Jahr 1911 – ein Jahr bevor die Jungfraubahn ihr ambitioniertes Ziel, das Jungfraujoch, erreichte – zeigt zwei Männer und eine Frau irgendwo unterhalb der Berggipfel von Jungfrau und Silberhorn. Es ist windig, kein Weg ist zu sehen, ein Mann hält Seile, was vermuten lässt, dass die drei, für den Fall eines schwierigen Geländes, vorbereitet waren. Das Wetter ist realistisch dargestellt, mit der Art von Wolken, die oft wechselnde Wetterbedingungen ankündigen.

Cardinaux verwendet einen kalligrafischen Umriss für den Berg und die Wanderer. Der Mangel an Tiefenschärfe verwirrt unsere Fähigkeit, die Entfernung des Berges zu erkennen. Typisch für diese von Hodler beeinflussten Kompositionen, zeigt die Illustration eine klare Erzählung von Reisenden, die ihrem eigenen abenteuerlichen Schicksal überlassen sind.

Informationen zum Künstler:
Emil Cardinaux wurde 1877 in Bern geboren, er war ein Schweizer Maler und Plakatkünstler. Der Sohn eines Berner Geschäftsmannes begann auf Wunsch seiner Eltern ein Jurastudium, nahm aber auch Zeichenunterricht an der Berner Kunstschule bei Paul Volmar. 1898 zog er nach München, um sein Studium fortzusetzen, wo er sich entschloss, hauptberuflich als Künstler zu arbeiten. Ab 1903 lebte er wieder in Bern und bezog 1911 ein von Otto Ingold erbautes Atelierhaus in Muri. Cardinaux war ein Vertreter der «Berner Schule» unter der Leitung von Ferdinand Hodler. Sein Werk umfasst eine breite Palette von Medien, darunter Malerei und Illustrationen. Berühmt wurde er durch seine mehr als 130 Plakate, die auch international Beachtung fanden.

Poster 10: Raiffeisen Bank

1911
Künstler: Emil Cardinaux (CH, 1877-1936)
Titel: Jungfrau-Bahn
Im Auftrag von: Jungfraubahnen, Interlaken
Druck: Graphische Anstalt J.E. Wolfensberger, Zürich
123,5 x 91,5 cm

Dieses Plakat aus dem Jahr 1911 – ein Jahr bevor die Jungfraubahn ihr ambitioniertes Ziel, das Jungfraujoch, erreichte – zeigt zwei Männer und eine Frau irgendwo unterhalb der Berggipfel von Jungfrau und Silberhorn. Es ist windig, kein Weg ist zu sehen, ein Mann hält Seile, was vermuten lässt, dass die drei, für den Fall eines schwierigen Geländes, vorbereitet waren. Das Wetter ist realistisch dargestellt, mit der Art von Wolken, die oft wechselnde Wetterbedingungen ankündigen.

Cardinaux verwendet einen kalligrafischen Umriss für den Berg und die Wanderer. Der Mangel an Tiefenschärfe verwirrt unsere Fähigkeit, die Entfernung des Berges zu erkennen. Typisch für diese von Hodler beeinflussten Kompositionen, zeigt die Illustration eine klare Erzählung von Reisenden, die ihrem eigenen abenteuerlichen Schicksal überlassen sind.

Informationen zum Künstler:
Emil Cardinaux wurde 1877 in Bern geboren, er war ein Schweizer Maler und Plakatkünstler. Der Sohn eines Berner Geschäftsmannes begann auf Wunsch seiner Eltern ein Jurastudium, nahm aber auch Zeichenunterricht an der Berner Kunstschule bei Paul Volmar. 1898 zog er nach München, um sein Studium fortzusetzen, wo er sich entschloss, hauptberuflich als Künstler zu arbeiten. Ab 1903 lebte er wieder in Bern und bezog 1911 ein von Otto Ingold erbautes Atelierhaus in Muri. Cardinaux war ein Vertreter der «Berner Schule» unter der Leitung von Ferdinand Hodler. Sein Werk umfasst eine breite Palette von Medien, darunter Malerei und Illustrationen. Berühmt wurde er durch seine mehr als 130 Plakate, die auch international Beachtung fanden.

Poster 11: WAB Station

1935
Künstler: Herbert Matter (CH, 1907-1984)
Titel: Das grosse Erlebnis - Die Schweiz im Flugzeug (Im Originalplakat)
Im Auftrag von: Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), Zürich
Druck: Ringier & Co. AG, Zofingen
Heliografie
102 × 64 cm

Matters Luftfahrtplakat zeigt die sich entwickelnde Zugänglichkeit der Schweiz als Reiseziel und wurde vom Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ) in Auftrag gegeben, um für die Swiss Air Lines zu werben.  Die Komposition ist eine Fotomontage (die Matters Pariser Einflüsse widerspiegelt) eines Flugzeugs (Swissair Aircraft DC-2), von Wolken und Berggipfeln. Bei näherer Betrachtung sieht man, dass das Flugzeug über eine Reihe von 10 Alpinisten (Skifahrern?) fliegt, die sich auf einer verschneiten Piste unter einer riesigen Bergkette bewegen.

Das Plakat ist eine Fotomontage mit einer surrealistischen Absicht. Matter liess sich von diesem Stil beeinflussen und wurde selbst ein Meister dieses Stils. Diese neuen Gestaltungstendenzen wurden durch die Entwicklung neuer Drucktechniken gefördert. So ermöglichte beispielsweise das neu perfektionierte Heliographie-Druckverfahren die Reproduktion fotografischer Elemente in diesen Grossformaten. Herbert Matter machte sich mit solchen komplexen modernistischen Fotomontagen einen Namen im Bereich der Tourismusplakate. Dieses Plakat ist heute ein Klassiker der Avantgarde der dreissiger Jahre und befindet sich in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York.

Informationen zum Künstler:
Herbert Matter wurde 1907 in dem Schweizer Bergdorf Engelberg geboren. Im Jahr 1925 besuchte er die Ecole des Beaux-Arts in Genf, zog aber nach zwei Jahren nach Paris, wo er die Academie Moderne unter der Leitung von Fernand Léger und Amédée Ozenfant besuchte. Matter begann mit der Rollei-Kamera zu experimentieren, sowohl als Designwerkzeug als auch als Ausdrucksform, inspiriert durch die Arbeiten von El Lissitzky.

1932 wurde er wegen fehlender Papiere aus Frankreich ausgewiesen und kehrte in die Schweiz zurück, wo er berühmte Plakate für das Schweizerische Fremdenverkehrsamt entwarf, das überraschenderweise schon früh dieses neue Medium für seine Tourismusplakate in den 1930er Jahren nutzte.  Seine Arbeiten wurden in der bahnbrechenden Foto-Wanderausstellung des Schweizer Werkbundes (in Basel unter dem Titel: Neue Fotografie in der Schweiz) gezeigt, die 1932 und 1933 durch die Schweiz tourte.

Poster 12: WAB Station

1966
Künstler: Hubert Auchli (CH, 1921-n.d.)
Titel: SBB, Sicher ist sicher / Foto Studer, Schrift Auchli
Fotograf: Walter Studer
Im Auftrag von: Schweizerische Bundesbahnen, Publizitätsdienst SBB
Druck: Conzett + Huber, Zürich
127 x 91 cm

In dieser SBB-Kampagne aus dem Jahr 1966 haben die Verkehrsplakate eine ganz andere Aussage als um die Jahrhundertwende. Obwohl es sich hier nicht um ein Tourismusplakat handelt, besticht es durch seine starke visuelle Aussagekraft. Ein kühles Schwarz-Weiß-Foto mit schneebedeckten, winterlichen Ästen vermittelt die Botschaft, dass die bequeme Beförderung mit dem Zug eine sichere und zuverlässige Form des Reisens in den verschneiten Wintermonaten ist. Die durch die Wagenfenster betrachteten Fahrgäste führen zwanglose Gespräche oder mimen zufriedene Reisende, die Bücher und Zeitungen lesen. Die Botschaft lautet: «Sicher ist sicher».

Informationen zum Künstler:
Herbert Auchli, geboren 1921 in Ruswil, Kanton Luzern, ist Designer, Illustrator und Zeichner. Von 1971-1986 unterrichtete er die Klasse für Grafikdesign an der Kunstgewerbeschule in Bern.

Poster 13: WAB Station

1971
Künstler: Kurt Wirth (CH, 1917-1996)
Titel: BLS, Bern-Lötschberg-Simplon, die rollende Strasse durch die Alpen
Im Auftrag von: Bern-Lötschberg-Simplon Bahn, Bern, Publizitätsdienst BLS
Druck: Serigraphie Uldry AG, Hinterkappelen, Wohlen bei Bern
130 x 91,5 cm

Das Plakat für Bern-Lötschberg-Simplon: «Die rollende Strasse durch die Alpen» bot einen komfortablen Service für das Reisen in der Schweiz: Der Auto-Pendel-Zug, der unter dem Massiv der Schweizer Alpen hindurchfährt. Die Botschaft dieses Plakats, das von der BLS in Auftrag gegeben wurde, lautet, dass die Mitnahme des Autos im Zug eine praktikable Lösung für den Nord-Süd-Verkehr durch die Schweiz wäre, von Brig - im Kanton Wallis im Süden - direkt ins Berner Oberland im Norden. Der Lötschbergtunnel ist ein 14,6 km langer Eisenbahntunnel, der 1913 von der BLS Netz AG von Kandersteg nach Goppenstein in der Schweiz eröffnet wurde und durch das Herz des Lötschbergs führt.

In dieser Fotomontage zeigt Wirth einen fotografischen Ausschnitt einer Radachse des Zuges, die ein Wagenrad trägt. Das Konzept ist klar, die Farbe nuanciert, der Stil minimalistisch und wirkungsvoll.

Informationen zum Künstler:
Kurt Wirth wurde in Bern geboren, wo er die meiste Zeit seines Lebens lebte und arbeitete. Er war Designer, Maler und Pädagoge. Einen grossen Teil seiner Freizeit verbrachte er in einem modernistischen Chalet, das er für sich und seine Familie in Wengen gebaut hatte und in dem seine Familie noch heute Ferien macht. Nach einer Ausbildung zum Grafiker eröffnete Kurt Wirth 1937 sein eigenes Atelier. Er erlangte bald internationale Anerkennung als Illustrator von Briefmarken, Buchumschlägen, Münzen und Plakaten, sowie als Mitarbeiter der Neuen Zürcher Zeitung und der Weltwoche. Wirth war einer der Mitbegründer der «Vereinigung Schweizerischer Grafiker» (SGD). Seine vielseitigen Arbeiten für die Swissair und die Schweizerischen Bundesbahnen gehören zum kreativen Kern seines Lebenswerkes. Eine Retrospektive seines gestalterischen und pädagogischen Werks fand 2016 in Basel und Bern statt.