Werbung für die Alpen

Plakatausstellung Wengen

Poster 31 - 35

Die frühen Reiseplakate sollten die Touristen dazu motivieren, in die Berge zu reisen und sie aus erster Hand zu erleben. Dabei ging es vor allem darum, sich von den konkurrierenden Ferienorten in der Schweiz und im Ausland abzuheben.

Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen Wengen während und zwischen den Weltkriegen konfrontiert war, und angesichts der Tatsache, dass der internationale Tourismus zum Erliegen kam, lancierte die Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ) Kampagnen, die darauf abzielten, die zahlungskräftige Bevölkerung (und zunehmend auch die gesamte Bevölkerung) zu motivieren, die Schweizer Bergorte sowohl im Winter als auch im Sommer mit Ferienaufenthalten zu füllen.

Zu diesem Zweck würden Plakatwettbewerbe Schweizer Künstler und Designer an die Arbeit bringen für die es galt, die vorgegebenen Botschaften in den Plakaten umzusetzen. Die Schweizer Bevölkerung sollte zu gesunden Aktivitäten in der Natur ermuntert werden, was die Zivilbevölkerung zu tun bereit war; sich auf die Entbehrungen des Krieges vorbereiten, das Heimatland gegen eine Invasion von außen verteidigen und die ungenutzte Infrastruktur füllen.

In diesen katastrophalen Zeiten änderte sich auch der Stil der einzelnen Designer, um die Anforderungen der immer ausgefeilteren Werbung zu erfüllen. In der Kriegszeit erschienen 1940 Slogans wie; «Chumm mit i

d' Winterferie!»; «Gesunde Jugend, wehrkräftiges Volk durch Wintersport»; 1941 die Slogans, «Innere Kraft durch Winterferien»; «Gang, lueg d'Heimat a!» und 1943, «Das ganze Volk fährt Ski».

Zu dieser Zeit begannen ausgebildete Grafikerinnen und Grafiker aus den traditionsreichen Schweizer Kunstgewerbeschulen – die bis dahin von Künstlern dominierte Plakatszene – zu ersetzen, gewannen Preise in internationalen Publikationen und etablierten die Schweiz als internationale Vorreiterin in diesem Medium.

Poster 31: Tennis Tourist Center

1940
Künstler: Herbert Leupin (CH, 1916-1999)
Titel: Chumm mit i d' Winterferie!
Im Auftrag von: Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), Zürich
Druck: Gebrüder Fretz AG, Zürich
127 × 90 cm

Bundesrat Enrico Celio begann seine «Bergoffensive» im Juli 1940 mit dem Aufruf an die Bevölkerung: «Gehen Sie in die Winterferien!». Sein Appell sollte einerseits den einheimischen Tourismus ankurbeln, andererseits das Schweizer Volk auf eine schwierige Zukunft vorbereiten.

Im Bild dieses Plakats ist ein grosser Teil der Bevölkerung vertreten. Ein älterer Bergmann in «typischer» Schweizer Kleidung (besticktes Hemd) mit Pfeife und Bart, zieht einen Schlitten, auf dem eine Frau mit Skistöcken, ein Kind mit Skiern und ein Musiker mit Akkordeon sitzen. Eine Kuhglocke – ein Symbol der Schweizer Identität -– hängt am Schlittenholm. Während die Passagiere entspannt und freudig auf die bevorstehende Reise blicken, wirkt der Schlittenzieher – der mit Seil und Schweizer Fahne gesichert ist – trotz seiner rosigen Wangen unübersehbar ernst.

Diese Art von Bildern, die Emotionen wecken, stand oft für die Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. Ohne den internationalen Tourismus, der die Hotelbetten füllte, waren die Bergdörfer in diesen dunklen Tagen auf die Solidarität der Bevölkerung im Unterland angewiesen, und überlebten dadurch, mehr schlecht als recht.

Informationen zum Künstler:
Herbert Leupin wurde 1916 in Beinwil am See geboren. Er war Grafiker, Maler und Illustrator und entwarf Plakate, Bücher und Bühnenbilder. Seine Jugend verbrachte er in Augst, wo sein Vater den Gasthof zum Rössli betrieb. An der Oberen Realschule in Basel bewies er sein Talent, Karikaturen seiner Lehrer zu zeichnen, die ihm rieten, die Kunstgewerbeschule Basel zu besuchen (1931-34). Nach einem sechsmonatigen Praktikum im Werbeatelier von Hermann Eidenbenz, besuchte Leupin von 1935 bis 1936 die Schule von Paul Colin in Paris. In der Schweiz arbeitete er ein halbes Jahr lang im Grafikbüro von Donald Brun. 1937 macht sich Leupin in Augst selbständig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentriert sich Leupin auf die Markenwerbung und entwirft bis zu dreißig Plakate pro Jahr, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet werden. Der daraus resultierende Leistungsdruck und der Versuch, seinen persönlichen Stil neu auszurichten, führten Ende der 1940er Jahre zu einer schweren Depression. Es führte aber auch zu einem noch breiteren stilistisches Vokabular. Mit einem imposanten Oeuvre von rund 1000 Plakaten – mehr als ein Zehntel davon preisgekrönt – und einer eindrücklichen Liste von namhaften Auftraggebern, gehört Leupin zu den bedeutendsten Schweizer Werbegrafikern des 20. Jahrhunderts.

Poster 32: Tennis Tourist Center

1940
Künstler:
Hans Thöni (CH, 1906-1980)
Titel: Gesunde Jugend, wehrkräftiges Volk durch Wintersport
Im Auftrag von: Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), Zürich
Druck: Kümmerly & Frey (Bern)
127,5 x 90 cm

Die Ursprünge der Schweizer Kinderskilager gehen auf den Zweiten Weltkrieg zurück. Die Lager sollten die Jugendlichen auf einen möglichen Kriegseinsatz im Winter vorbereiten. Die Zusammenarbeit zwischen der Armee und der Tourismusindustrie gipfelte in einer riesigen Welle der Wintersportpropaganda. In der Folge entwickelten die Schweizerinnen und Schweizer eine lang anhaltende Vorliebe für Winterferien, die den Mangel an ausländischen Gästen langsam auszugleichen begann.

Diesen Bedingungen wird die «Geburt» der Schweiz als Skifahrernation zugeschrieben. Das Plakat «Gesunde Jugend, wehrkräftiges Volk durch Wintersport» aus den 1940er Jahren sendet eine unmissverständliche Botschaft an die Bevölkerung. Die in hellen, freundlichen Farben illustrierte Jugend unter dem Schutz der militärischen Figuren oben ist eine starke visuelle Metapher.

Informationen zum Künstler:
Hans Thöni, geboren 1906 in Wengen, war ein Designer, der an der Kunstgewerbeschule in Zürich studierte und sich vier Jahre lang in Paris weiterbildete, bevor er sein Atelier in Bern eröffnete. Als freischaffender Grafiker arbeitete er als Illustrator, Briefmarken- und Ausstellungsgestalter und war Mitglied des Schweizer Grafikerverbandes. Sein wichtigster Beitrag zur Plakatkunst war eine Serie für die Schweizerische Bundesbahn, bei der er mit Fotomontage und Collage experimentierte.

Poster 33: Tennis Tourist Center

1941
Künstler: Hans Aeschbach (CH, 1911-1999)
Titel: Gang, lueg d'Heimet a! 650 Jahre Eidgenossenschaft - 1291-1941
Im Auftrag von: Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), Zürich
Druck: Graphische Anstalt J. E. Wolfensberger AG, Zürich
128 × 90,5 cm

Der Titel dieses Plakats ist auch der Titel einer Publikation des Schweizerischen Verkehrsbüros: «Gang, lueg d'Heimat a; 650 Jahre Eidgenossenschaft», geschrieben von Adolf Guggenbühl und Georg Thürer. Das Plakat wurde im Rahmen einer Serie in Auftrag gegeben, um die Bevölkerung zu motivieren, in ihrer Freizeit das eigene Land zu besuchen, was wiederum die Tourismuswirtschaft beleben sollte.

Das 650-Jahr-Jubiläum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Jahr 1941 war ein glücklicher Zufall, der es Bundesrat Celio erlaubte, seinen Ferienappell zu erneuern, dass jeder Einwohner einen ihm bisher unbekannten Teil seiner Heimat sehen solle, damit er sich in schweren Zeiten umso dankbarer für seine Nationalität fühlen könne.

Hans Aeschbachs persönlicher Stil wird in dieser Komposition deutlich, die eine friedliche, farbenfrohe, wenn auch spektakuläre Welt zeigt, die es zu schützen gilt. Obwohl er mit dem Fotomontage-Designer Herbert Matter zusammenarbeitete und auch Plakate mit avantgardistischen Techniken herstellte, ist dieses Plakat eine Referenz an das Metier der künstlerisch gestalteten Plakate. Wie bei frühen Cardinaux-Plakaten liegt der Vordergrund im Schatten, während der Hintergrund die Komposition dominiert und das strahlende Weiss der Jungfrau hervorhebt.

Informationen zum Künstler:
Hans Aeschbach, wurde 1911 in Burg, AG geboren. Von 1927 bis 1931 besuchte er die Kunstgewerbeschule Zürich. Zu seinen Lehrern gehörten Otto Baumberger und Ernst Keller. Er ging nach Paris, um seine Studien bei Fernand Léger an der Académie de l'Art Moderne fortzusetzen, und arbeitete als Lehrling im Werbestudio Deberny & Peignot. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz im Jahr 1934 arbeitete Aeschbach zunächst zwei Jahre im Atelier von Matter und machte sich ab 1936 mit einem eigenen Atelier als Werbegrafiker und Illustrator selbstständig. Ab 1942 kehrte Aeschbach als Lehrer für Zeichnen und Malen an die Kunstgewerbeschule Zürich zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung 1976 blieb. Aeschbach war viele Jahre lang erfolgreich als Plakat- und Ausstellungsgestalter tätig. So war er 1939 einer der Gestalter der Schweizerischen Landesausstellung (Landi) in Zürich.

Poster 34: Tennis Tourist Center

1941
Künstler: Alois Carigiet (CH, 1902-1985)
Titel: Innere Kraft.... durch Winterferien
Im Auftrag von: Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), Zürich
Druck: Graphische Anstalt J.E. Wolfensberger, Zürich
128 × 90,5 cm

Als Reaktion auf den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde ein Wettbewerb lanciert, um die Bevölkerung zu mobilisieren, ihre körperliche und geistige Widerstandskraft zu erhöhen und die Interessen des Vaterlandes durch Ferien in den leerstehenden Hotelanlagen in den Bergen zu schützen. Das Siegerplakat, illustriert mit dem einzigartigen Stil des bekannten Schweizer Illustrators Alois Carigiet, spiegelt die Ernsthaftigkeit und Intensität der Zeit wider.

Die Farben des Plakats sind eine lebendige Anwendung von Carigiets primärer Farbpalette. Die Illustration zeigt eine Frau - umgeben von einer goldenen Aura, auf einem dunklen Hintergrund -, die ihre Jacke öffnet, um eine wunderschöne, traumhafte Schneelandschaft zu enthüllen, als ob sie uns, den Betrachter, auffordert, auf ihre einfache Bitte einzugehen: Bereite dich vor, indem du deine geistige Widerstandskraft in unserem schönen Heimatland stärkst. Als der Krieg an den Grenzen der Schweiz wütete, war die Gefahr einer Invasion sehr real.

Informationen zum Künstler:
Alois Carigiet wuchs in einer Bauernfamilie in Trun auf. Im Jahr 1918 absolvierte er eine Lehre als Dekorationsmaler. 1923 zog er nach Zürich, wo er im grafischen Atelier von Max Dalang arbeitete. 1927 eröffnete er sein eigenes Atelier und schuf 1945 das Buch Schellen-Ursli (Text von Selina Chönz), das erste von sechs weltberühmten Kinderbüchern. Im Jahr 1974 wurde er mit dem Bündner Kulturpreis ausgezeichnet.

Carigiets Werk ist zwischen Gebrauchsgrafik und Malerei angesiedelt. Seine Plakate, die einen wichtigen Beitrag zum Weltruf der Schweizer Gebrauchsgrafik leisteten, sind thematisch und stilistisch vielfältig.

Seine Darstellung der Heimat zeigt eine Freude und innere Verbundenheit, die durch seinen persönlichen Stil mit kräftigen Farben zum Ausdruck kommt. Seine Illustrationen sind bis heute als Schweizer Ikonen weit verbreitet und werden auf fast alles gedruckt, von Tischsets bis zu Porzellan.

Poster 35: Tennis Tourist Center

1943
Künstler: Hans Falk (CH, 1918-2002)
Titel: Das ganze Volk fährt Ski
Im Auftrag von: Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), Zürich
Druck: Kunstanstalt J. C. Müller, Zürich
128 × 90,5 cm

Falks Plakat spiegelt eine Entwicklung wider, die den Appellen des Massentourismus im weiteren Verlauf des Jahrhunderts vorausgeht. Obwohl es die Botschaft des Zweiten Weltkriegs transportiert, dass Skifahren eine Aktivität zur körperlichen und geistigen Stärkung der Bevölkerung ist, erreichen die Kampagnen zur Popularisierung des Bergsports 1963 mit Vicos Torrianis  Lied «Alles fährt Ski» ein Crescendo.

Hans Falk war ein bedeutender Designer in der Schweiz, dessen Werke einen erkennbaren malerischen Stil aufweisen. Seine Pinselstriche sind sichtbar und spontan. In dieser Komposition teilen die Linien der Skier die Fläche des Plakats in drei Drittel. Die Protagonisten sind in Bezug auf Geschlecht und Alter unklar. Die Bewegung der Figur im Mittelgrund scheint in Erwartung vorwärts zu eilen. Gouache war ein beliebtes Medium in der Mitte des Jahrhunderts. Die einfache Farbpalette aus Gelb, Schwarz und Rosa ist freundlich und warm. Die handgezeichnete Typografie ist spontan und modernistisch in einem San-Serif-Stil.

Informationen zum Künstler:
Hans Falk wurde 1918 in Zürich geboren und verbrachte seine Kindheit in Luzern. Er besuchte die Sekundarschule in Zürich, wo er bei seinem Onkel lebte, der bei der Straßenbahn arbeitete und das Interesse seines Neffen an der Kunst förderte. Falk besuchte die Kunstgewerbeschule Luzern, wo er Schüler von Joseph und Max von Moos war. Die Ausbildung zum Grafiker absolvierte er bei Albert Rüegg in Zürich. Nach seiner Lehre erhielt er einen Vierjahresvertrag bei Amstutz & Herdeg, einer Agentur, die eng mit der Entwicklung des Images der Schweiz durch Tourismusplakate verbunden war. In seinem Leben entwarf er 58 Plakate, von denen 26 vom Eidgenössischen Departement des Innern zu den «Besten Plakaten des Jahres» gekürt wurden.